Im Jahr 1993, als Sega und Nintendo die Welt der Heimkonsolen beherrschten, betrat Commodore mit dem Amiga CD32 einen für sie (fast) neuen Markt. Bis dahin war der Hersteller vor allem für Heimcomputer wie C64 und Amiga 500 bekannt. Erste Gehversuche im Segment der Wohnzimmer-orientierten Multimedia-Geräte unternahmen sie zwar bereits mit dem CDTV, diese blieben aber weitesgehend unbemerkt.
Der Amiga CD32 basierte auf der Hardware des Amiga 1200, unterschied sich jedoch in wesentlichen Punkten, um einem klaren Fokus auf Gaming gerecht zu werden: Das Gehäuse kam damals nicht im üblichen Heimcomputer-Beige sondern einem dunklen Grauton daher. Die integrierte Tastatur entfiel und damit auch Texteingabe als Spieldesignelement. Maus und Zwei-Tasten-Joystick wurden durch Joypad bzw. Controller ersetzt, welcher sieben Aktionstasten besaß.
Und auch bei den inneren Werten gab es Neues. So wurde der AGA-Chipsatz des Amiga 1200 um den Akiko-Chip erweitert, welcher die Berechnung von Spielegrafik beschleunigen sollte (Stichwort Chunky-to-Planar-Konvertierung). Ein damals modernes CD-ROM-Laufwerk ersetzte das Amiga-übliche Disketten-Laufwerk, wodurch audiovisuell umfangreichere Spiele und Multimedia-Inhalte möglich waren. Zum Beispiel erhielt die CD32-Version von Simon the Sorcerer eine Sprachausgabe für Dialoge. Andere Spiele erhielten (leider häufig überflüssige) Videosequenzen. Als Speichermedium für Spielstände stand ein 1 KB kleiner Flash-Speicher zur Verfügung.
Schlussendlich reihte sich der Amiga CD32 bei den gescheiterten Konsolen ein. Neben mutmaßlich fehlendem Marketingbudget beim kurze Zeit später insolventen Hersteller Commodore, scheiterte die Konsole wohl auch an der bereits etablierten starken Konkurrenz. Wenige Monate vor dem CD32 erschien Segas Mega CD in Europa. Und im Vorjahr kam Nintendos Super Nintendo auf den Markt. Und beide Hersteller hatten bzw. haben eine Gaming-orientierte Fanbase. Zwar gab es auch eine große Amiga-Community – diese hatte aber nur sehr bedingt Interesse an reinen Spielekonsolen. Für manche war die Konsole leidglich ein beschnittener Amiga 1200 – und stand dieser bereits daheim, gab es aus Gaming-Perspektive kaum Gründe, zusätzlich einen CD32 anzuschaffen. Denn bei CD32-Spielen handelte es sich meist um einfachste Umsetzungen bereits existierender Amiga-Spiele, welche die technischen Möglichkeiten der neuen Plattform nicht spielerisch-sinnvoll ausnutzten.
Am 29. April 1994, rund siebeneinhalb Monate nach Release, meldete Commodore Insolvenz an – und der Amiga CD32 war Geschichte.